Letzte Aktualisierung: 23.5.2025
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Zum Tod von Alasdair MacIntyre

Der Münsteraner Philosophieprofessor Klaus Müller nannte Alasdair MacIntyre als Beispiel für einen Kommunitarismus mit "heftiger, zum Teil sogar aggressiver Kritik an der Moderne". Er schrieb weiter: "Es kann nicht überraschen, daß es sich bei ihm um den prominentesten katholischen Philosophen der USA handelt. Ich sage das nicht ironisch, sondern erwähne das nur deswegen, weil sich MacIntyre mit seiner Streitschrift nahtlos in die nunmehr schon bald dreihundert Jahre währende katholische Aversion gegen die Moderne einreiht. Die ganze Moderne kann MacIntyre nur als Geschichte des Niedergangs verstehen. Der Pluralismus der neuzeitlichen Gesellschaften sei nichts anderes als das Symptom dafür, dass diese nach der Zerschlagung der Idee eines gemeinsamen Guten und der alles durchwaltenden Ordnung jegliche Orientierung verloren hätten. Der entscheidende Vorwurf an die Moderne und ihren Leitgedanken eines autonomen Subjekts: Was als allgemein und gleich gegen bisherige partikuläre Überlieferungen gestellt wird, ist in Wirklichkeit gar nicht gleich und allgemein, sondern seinerseits nur eine partikulare Tradition, die genauso wie die alten, abgelehnten ihre eigenen Herrschaftsträger – die Intellektuellen und die Experten – habe, und ebenso ihre Rituale und Überzeugungen, denen beinahe religiöse Qualität eigne. Nur dass diese neue Tradition zerstörerisch wirke, weil der Eigennutz, der Markt und die Macht ihre Gesetze seien. Diesem 'Verlust der Tugend' im aristotelischen Sinn stellt MacInytre die Forderung nach einem erneuerten, von Augustinus und Thomas von Aquin inspirierten Christentum entgegen." Die Grundidee des Kommunitarismus könne, so Müller, allerdings auch modernefreundlicher auftreten als "in einer solchen anti-pluralistischen, rechts-katholischen Variante" wie bei MacInytre.

Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)