Zum 100. Geburtstag von Gabriele Miller

Das Unverzichtbar-Christliche – was ist das?
dass der Mensch die wichtige Mitte ist, weil einem Gott vertraut wird, der auf der Seite der Menschen steht;
dass Gott den Menschen in allem, was ist, entgegenkommt, wenn auch verhüllt und menschlichem Zugriff entzogen;
dass Gott den Menschen nahe gekommen ist mit einem menschlichen Gesicht, dass er menschliches Leben und Schicksal mitgetragen hat, als einer der Menschen;
dass der Mensch angenommen ist, bedingungslos und ohne Vorleistung;
dass es Umkehr und Vergebung und Neuanfang gibt;
dass die Welt Gottes Welt ist und der Mensch den Auftrag hat, sie zu hüten – zu kultivieren;
dass der Einzelne nicht allein gelassen ist, dass er in eine Gemeinschaft geholt ist, die ihn hält und trägt, wenn er müde ist und stolpert;
dass in dieser Gemeinschaft der Jesus Nachfolgenden keiner Außenseiter sein soll, keiner zurückgesetzt, dass es keine Würde- und Rangunterschiede gibt;
dass die Einheit, die zwischen Gott und seiner Welt besteht, zeichenhaft gefeiert werden kann, und solche Zeichenhandlungen das ganze Leben des Menschen begleiten;
dass es allgemein gültige Weisungen gibt, die Leben für alle ermöglichen, und zugleich keiner davon ausgenommen ist, sein Leben und Tun selber zu verantworten;
dass rechtes Tun und Handeln mehr Bedeutung hat als rechtes Argumentieren und Reden;
dass Gottes Zuwendung und Liebe nicht oft genug gefeiert werden kann.
(Gabriele Miller, Was ist das Unverzichtbar-Christliche? Eine Verständigungshilfe. München 2003. S. 9-11)

An Gott sich festmachen, an ihm und keinem sonst. Und solches Glauben ist nicht ein passives Sich-Unterwerfen, ein Hinnehmen ohne eigene Initiative, ein blindes Jasagen. Glaube – wenn es sich um solchen handelt – ist immer ein aktiver, ein tätiger Dialog zwischen dem einen Menschen herausfordernden Gott und dem darauf mit seinem ganzen Leben antwortenden Menschen: Gnade und Glaube im Wechselspiel. (G. Miller)


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)