Das Karl-Lehmann-ABC

Zum 80. Geburtstag des 102. Bischofs von Mainz

Von Prof. Dr. Ulrich Ruh, Elzach

A wie Accra: Die Hauptstadt von Ghana, wo Karl Lehmann 1974 an einer Tagung der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung teilnahm, sein bisher exotischstes Reiseziel.

B wie Bollschweil: Südbadisches Dorf nahe Freiburg mit dem Grab von Marie Luise Kaschnitz. Karl Lehmann wohnte dort im Leimbachweg die meiste Zeit während seiner Freiburger Professorenjahre.

C wie Consilium Conferentiarum Episcopalium Europae (Rat der Europäischen Bischofskonferenzen): Karl Lehmann war einige Jahre lang Vizepräsident dieses leider nicht sehr gewichtigen Gremiums.

D wie Dogmatik: Theologisches Zentralfach, das Karl Lehmann in Mainz und Freiburg mit großem Erfolg bei den Studierenden lehrte.

E wie Eröffnungsreferat: Karl Lehmanns Eröffnungsreferate bei den Vollversammlungen der Bischofskonferenz waren legendär, durch ihr Niveau wie durch ihre Gründlichkeit.

F wie Freiburg: Badisches Heimatbistum von Karl Lehmann. Er sollte dort 1978 Erzbischof werden, durfte es aber aus unerfindlichen Gründen doch nicht.

G wie Germanicum: Berühmtes römisches Kolleg ("Kaderschmiede") für Theologen aus dem deutschen und ungarischen Sprachraum. Karl Lehmann wohnte dort als Alumne von 1957 bis 1964.

H wie Heidegger: Karl Lehmann schrieb seine voluminöse philosophische Doktorarbeit in Rom über seinen großen und umstrittenen Landsmann, den in Meßkirch geborenen Philosophen Martin Heidegger.

I wie Italien: Nirgendwo im europäischen Ausland hat sich Karl Lehmann so lange und so häufig aufgehalten wie in Italien, vor allem in Rom.

J wie Jesuiten: Mit Angehörigen dieses größten Männerordens der katholischen Kirche hatte der Weltpriester Karl Lehmann seit seiner Studienzeit immer wieder zu tun und hat von ihnen theologisch wie spirituell manches gelernt.

K wie Konzil: Das Zweite Vatikanische Konzil hat Karl Lehmann aus der Nähe miterlebt; die Durchbrüche des Konzils vom neuen Offenbarungsverständnis bis zur Ökumene sind für ihn prägend geblieben.

L wie Lehrverurteilungen: Die Sichtung der gegenseitigen Lehrverurteilungen der Reformationszeit im Anschluss an den Deutschlandbesuch Johannes Pauls II. 1980 war das wichtigste ökumenische Projekt, an dem Karl Lehmann maßgeblich mitgearbeitet hat.

M wie Mainz: Seine Bischofsstadt am Rhein ist Karl Lehmann erkennbar ans Herz gewachsen, auch wenn er seinen schwäbischen Tonfall nie eingebüßt hat. Außerdem liegt sie verkehrsgünstig in der Nähe des Frankfurter Flughafens.

N wie Neugier: Sie ist eine der prägenden Charakterzüge von Karl Lehmann, als Neugier an Personen wie an Themen und vor allem auch an Büchern.

O wie Ökumene: Das ökumenische Engagement war ihm nicht in die Wiege gelegt. Aber Karl Lehmann hat es mit Ausdauer und großer Kompetenz betrieben, vor allem im Verhältnis der katholischen Kirche zu den Kirchen der Reformation.

P wie Pressekonferenzen: Sie waren für die Journalisten oft recht anstrengend, besonders wegen Karl Lehmanns Neigung, den historischen Hintergrund zu aktuellen Fragestellungen in aller Ausführlichkeit auszubreiten.

Q wie Qualität: Leeres Geschwätz oder rhetorische Blenderei sind Karl Lehmann zutiefst suspekt. Er setzt dagegen bei Texten wie bei Vorträgen auf Qualität und Sachlichkeit.

R wie Rahner: Karl Lehmann war nie im engeren Sinn ein Schüler von Karl Rahner. Aber er hat mit dem Jahrhunderttheologen Rahner lange und intensiv zusammengearbeitet und sich sehr für sein Werk eingesetzt.

S wie Sigmaringen: Die an der oberen Donau gelegene ehemalige Hauptstadt Hohenzollerns. Karl Lehmann ist in Sigmaringen geboren und hat dort Abitur gemacht.

T wie Theologie: Karl Lehmann ist auch als Bischof immer im eminenten Sinn ein Theologe geblieben, mit stupender Kenntnis auch entlegener Literatur und hohem Interesse an den neuesten Entwicklungen in den diversen theologischen Disziplinen.

U wie Urlaub: Karl Lehmann hat es in der Regel nicht zu fernen Zielen getrieben; er liebt das Meer ebenso wie die Berge.

V wie Vorsitzender: Das Amt des Vorsitzenden der Bischofskonferenz war Karl Lehmann auf den Leib geschrieben. Er hat die Bischöfe soweit es ging zusammengehalten und war gegenüber dem "Papstgiganten" Johannes Paul II. ein geduldiger Sachwalter ortskirchlicher Anliegen.

W wie Wein: Ein Kostverächter war Karl Lehmann nie. Ein gutes Glas Wein lässt er nicht stehen.

X,Y,Z wie Zeit: Karl Lehmann war immer in ein enges Zeitkorsett eingespannt. Seine Sekretärinnen und Kapläne können ein Lied davon singen. Trotzdem hat er sich als Professor wie als Bischof die Zeit genommen, die es für die Probleme und Sorgen einzelner Menschen brauchte.


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)