"7 Fragen an ..." – Das MFThK-Kurzinterview
19. Folge: 7 Fragen an Pascal Schmitt

Jede Woche erscheint eine Menge neuer für die Theologin und den Theologen interessanter Bücher – es ist schwierig, hier eine Auswahl für die eigene Lektüre zu treffen. Das Münsteraner Forum für Theologie und Kirche möchte in Zukunft bei der Orientierung auf dem Feld der Neuerscheinungen hilfreich sein und hat deshalb eine neue Rubrik gestartet: "7 Fragen an ..." – Das MFThK-Kurzinterview.
In unregelmäßiger Folge werden bekannte und weniger bekannte Autoren von Neuerscheinungen gebeten, sieben Fragen zu beantworten – die ersten sechs Fragen sind immer gleich, die siebte und letzte ist eine individuelle Frage. Inspiriert ist die neue Rubrik von dem Autoren-Interview auf der Homepage des Transcript-Verlages.
Der katholische Theologe Pascal Schmitt, seit 2012 Referatsleiter am Institut für Pastorale Bildung des Erzbistums Freiburg, stellte sich den Fragen des 19. MFThK-Kurzinterviews. Seine bei dem Fundamentaltheologen Magnus Striet erstellte Promotionsschrift "Sehnsuchtsort – Sehnsuchtswort. Heimat als theologisch anschlussfähiger Begriff bei Arnold Stadler" ist gerade im Grünewald-Verlag erschienen.

1. "Bücher, die die Welt nicht braucht." Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?

Weil Theologie, wenn sie relevant sein möchte, mit zeitgenössischer Kultur in Dialog treten muss und das Buch hierzu einen neuen Ansatz bietet.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?

Zunächst eine intensive Interpretation des Werkes von Arnold Stadler auf dem Hintergrund philosophischer und theologischer Überlegungen zu Sinn, Sehnsucht und Heimat. Dann Perspektiven in Form theologisch weiterführender Fragen aus dem Dialog von Religion und Kultur.
Wünschenswert wäre, dass sich auch die Literaturwissenschaft mit theologischen Anfragen auseinandersetzt.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen theologischen und kirchlichen Debatten zu?

Laut einer aktuellen Umfrage fragen immer weniger Menschen nach einem Sinn des Lebens. Dennoch - oder gerade deshalb gibt es Sehnsuchtsworte, die auf Sinnfragen schließen lassen. Hier dockt das Thema an.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten einmal diskutieren?

Natürlich mit Arnold Stadler. Aber auch mit Martin Walser - oder, hypothetisch, mit Kierkegaard.

5. Ihr Buch in einem Satz:

Heimat ist ein theologisch anschlussfähiger Begriff, der Sehnsüchte der Menschen aufgreift – der sich aber auch, wie bei Arnold Stadler, stetig wandelt.

6. Sie dürfen fünf Bücher auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen. Für welche Bücher entscheiden Sie sich?

Fünf finde ich schon sehr großzügig! Sicher die Bibel, Doktor Faustus oder den Zauberberg von Thomas Mann, Auf dem Weg nach Winterreute (bewegende Bilder und Betrachtungen!) von Arnold Stadler, ein Notizbuch und für alle Fälle ein regional passendes Kochbuch!

7. Die siebte Frage stammt von dem Luzerner Theologen Christoph Gellner, einem ausgewiesenen Experten für den Dialog zwischen Theologie und Literatur:
"Dieser Jesus ist einer, dessen Sätze nicht einlullen, sondern verstören": So heisst es pointiert in "Salvatore" von Arnold Stadler, den Sie als Kronzeugen Ihrer fundamentaltheologischen Dissertation bemüht haben. Welchen theologischen Stellenwert haben für Sie Literatur und Kunst? Worin sehen Sie die hermeneutische Bedeutung literarischer Texte angesichts der viel beklagten Sprachsklerose leergewordener, "ausgeglaubter" kirchlicher Verkündigungssprache wie der Gefahr theologisch-professioneller Überdeutlichkeit, Übereindeutigkeit und Scheinsicherheit?

Literatur und Kunst bringen für mich wesentliche Sinn- und Lebensfragen zum Ausdruck. Wichtig scheint mir dabei, die so aufscheinenden Fragen nicht gleich zum Zeichen einer (anonym) frommen Gesinnung oder versteckten Religiosität zu machen, von denen die Künstlerin oder der Künstler noch gar nichts weiß.
Das geschieht gerade von theologischer Seite zwar immer wieder, nimmt aber die Person und deren Fragen nicht immer in ihrer "Anstößigkeit" ernst.
Dialog auf Augenhöhe, der auch die eigenen (Selbst-)Gewissheiten in Frage stellt, ist möglich, wenn die irritierende wie erfrischende neue Perspektive, die künstlerisches Schaffen im Blick auf religiöse Fragen eröffnet, in dieser Andersartigkeit wahr genommen wird.


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)