"7 Fragen an ..." – Das MFThK-Kurzinterview
38. Folge: 7 Fragen an Wilhelm Schmidt-Biggemann
anlässlich des Erscheinens seines Buches

Jede Woche erscheint eine Menge neuer für die Theologin und den Theologen interessanter Bücher – es ist schwierig, hier eine Auswahl für die eigene Lektüre zu treffen. Das Münsteraner Forum für Theologie und Kirche möchte in Zukunft bei der Orientierung auf dem Feld der Neuerscheinungen hilfreich sein und hat deshalb eine neue Rubrik gestartet: "7 Fragen an ..." – Das MFThK-Kurzinterview.
In unregelmäßiger Folge werden bekannte und weniger bekannte Autoren von Neuerscheinungen gebeten, sieben Fragen zu beantworten – die ersten sechs Fragen sind immer gleich, die siebte und letzte ist eine individuelle Frage. Inspiriert ist die neue Rubrik von dem Autoren-Interview auf der Homepage des Transcript-Verlages.
In der 38. Folge beantwortet der Berliner Philosoph Wilhelm Schmidt-Biggemann die sieben Fragen. Gerade ist sein neues Buch erschienen: Gott, versuchsweise – Eine philosophische Theo-Logie.

1. "Bücher, die die Welt nicht braucht." Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?

Weil es Religion als unabweisbare Zumutung erkennt, mit der man sich auseinandersetzen muss.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?

Kult und Sakramente sind der paradoxe Versuch, das Unverwaltbare zu institutionalisieren.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen theologischen und kirchlichen Debatten zu?

Die (Über-)Betonung der göttlichen Prädikate Liebe und Gerechtigkeit steigert die Dringlichkeit der Problematik des Bösen. Das Dilemma der Theodizee, das aus dieser Konstellation folgt, provoziert die Frage nach der Existenz Gottes, die die Vernunft übersteigt.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten einmal diskutieren?

Mit Josef Ratzinger (Benedikt XVI.) und Odo Marquardt.

5. Ihr Buch in einem Satz:

Die Offenbarung überfordert die menschliche Kapazität.

6. Sie dürfen fünf Bücher auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen. Für welche Bücher entscheiden Sie sich?

1. Bibel
2. Gotteslob
3. Aristoteles: Metaphysik
4. Pascal: Pensées
5. Thomas von Aquin: Summa Theologiae

7. Die siebte Frage stammt vom katholischen Theologen Jürgen Bründl: Warum nimmt Ihre philosophische Gottesrede ihren Ausgang beim Teufel? Worin sehen Sie die aktuelle Bedeutung und die systemische Funktion der Teufelsfigur?

Nirgendwo wird die Ambivalenz des Absoluten so deutlich wie an der Figur des Teufels. Wir, d. h. die mit dem Absoluten Konfrontierten, hoffen, dass es sich als gut erweist, in der Angst, es könne auch nicht so sein. Und diese Angst kann Widerwillen auslösen, der wiederum ist reaktive Selbstermächtigung gegen das befürchtete Unbekömmliche. Deshalb findet sich der Teufel – auch als Person – in zahllosen Metamorphosen zumal in der phantastischen und Science-fiction-Literatur und Symbolik mit allem magisch assoziierten Fürchten und Zittern, über das man leichtsinnig verfügen zu können meint. Und das Beängstigungsmoment ist eben ständig mit dem "non serviam" verknüpft.


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)