"7 Fragen an ..." – Das MFThK-Kurzinterview
47. Folge: 7 Fragen an Andreas Rödder
anlässlich des Erscheinens seines Buches

Jede Woche erscheint eine Menge neuer für die Theologin und den Theologen interessanter Bücher – es ist schwierig, hier eine Auswahl für die eigene Lektüre zu treffen. Das Münsteraner Forum für Theologie und Kirche möchte in Zukunft bei der Orientierung auf dem Feld der Neuerscheinungen hilfreich sein und hat deshalb eine neue Rubrik gestartet: "7 Fragen an ..." – Das MFThK-Kurzinterview.
In unregelmäßiger Folge werden bekannte und weniger bekannte Autoren von Neuerscheinungen gebeten, sieben Fragen zu beantworten – die ersten sechs Fragen sind immer gleich, die siebte und letzte ist eine individuelle Frage. Inspiriert ist die neue Rubrik von dem Autoren-Interview auf der Homepage des Transcript-Verlages.
Die Fragen der 47. Folge beantwortet der Mainzer Historiker Andreas Rödder. Vor kurzem ist sein neues Buch erschienen: Konservativ 21.0: Eine Agenda für Deutschland.

1. "Bücher, die die Welt nicht braucht." Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?

Diese Frage stelle ich mir bei jedem Buch, das ich schreibe, und ich tröste mich damit, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. So weit ich also etwas zu sagen habe, wäre meine Hoffnung, dass "Konservativ 21.0" einen Beitrag zur Reformulierung der großen, klassischen Strömungen der politischen Mitte und damit zur demokratischen Meinungsbildung in einer Zeit wachsender Polarisierung leisten könnte.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?

Es begründet auf politisch-theoretischer und historisch-empirischer Basis einen modernen, liberalen Konservatismus im frühen 21. Jahrhundert.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen theologischen und kirchlichen Debatten zu?

Es provoziert auf katholischer Seite eine Debatte über die verbliebene Bedeutung des Naturrechts, auf protestantischer Seite eine Debatte über die Moralisierung von Politik bzw. die Nähe von Kirchen und Politik.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten einmal diskutieren?

Edmund Burke; Robert Cecil, Marquess of Salisbury; Martha Nussbaum; Friedrich Merz

5. Ihr Buch in einem Satz:

Konservatismus heißt, den Wandel so zu gestalten, dass die Menschen mitkommen.

6. Sie dürfen fünf Bücher auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen. Für welche Bücher entscheiden Sie sich?

Da ich mir Vorrat anlegen möchte, falls es sehr lange dauert, zwei lange Werke der Weltliteratur, die ich längst gelesen hätte haben wollen: Tolstois Krieg und Frieden und Dostojewskis Brüder Karamasow; dann von Peter Frankopan "Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt", zum Gedächtnistraining für die ganz langen Stunden den Großen Ploetz, die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte, und als ultimative Herausforderung eine Partitur von Wagners Parsifal.

7. Die siebte Frage stammt von dem katholischen Politikwissenschaftler und Publizisten Andreas Püttmann: Welche Relevanz für Ihre Sicht des Konservativen hat das Versagen weiter Teile der Konservativen der Weimarer Republik gegenüber dem aufstrebenden Nationalsozialismus, auf das etwa die starke Erosion von DNVP (und DVP) in den Wahlen 1930 oder die Unterstützung Hindenburgs durch die BVP 1925 hinweisen – um von Papen gar nicht zu reden?

Es ist der Sündenfall des deutschen Konservatismus, der einem konservativen Denken, das sich doch eigentlich durch Skepsis gegenüber ideologischen Selbstgewissheiten auszeichnet, nie hätte passieren dürfen. Er offenbart die historische Versuchung gerade des deutschen Konservatismus für illiberales Denken – und erweist um so stärker die Relevanz eines liberalen Konservatismus.


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)