Die preußische Regierung an den Nuntius Pacelli

Am 5. März 1924 schrieb der sozialdemokratische preußische Ministerpräsident Otto Braun an den Berliner Nuntius Pacelli:
Die von dem General der Infanterie a. D. Ludendorff in seiner Verteidigungsrede vor dem Münchener Volksgericht gegen Seine Heiligkeit den Papst gerichteten Angriffe geben mir Veranlassung, Ihrer Exzellenz zum Ausdruck zu bringen, wie lebhaft die preußische Regierung die Ausfälle des Generals gegen Seine Heiligkeit bedauert. Sie bedauert sie umso mehr, als sie sich bewusst ist, wie unbegründet die Angriffe sind und welchen warmen Dank sie dem Heiligen Stuhl für seine Bemühungen um den Frieden und die Wohlfahrt des preußischen Volkes während und nach dem Kriege schuldet.
Wenn es sich auch bei General Ludendorff um eine reine Privatperson handelt, die als Angeklagte bemüht ist, alles vorzubringen, was ihrer Ansicht nach für sie von Nutzen sein könnte, so hält sich die preußische Regierung bei den ausgezeichneten Beziehungen, deren sie sich zu dem Heiligen Stuhl zu erfreuen hat, gleichwohl für verpflichtet, ihr tiefes Bedauern über das Vorgehen des Herrn Ludendorff auszusprechen. Ihrer Exzellenz wäre ich ganz besonders dankbar, wenn Seiner Heiligkeit die Auffassung der preußischen Regierung über den Vorfall zu übermitteln Sie die Güte hätten.
Genehmigen Euer Exzellenz die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung, mit der zu verbleiben ich die Ehre habe
Ihr sehr ergebener
Braun


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)