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Zum 150. Todestag von Alexandre Dumas

Alexandre Dumas starb am 5. Dezember 1870 "zehn Minuten vor zehn Uhr abends mit den Sakramenten der Kirche versehen", teilte sein Sohn in einem Brief an den "extrem-ultramontanen" (Otto Weiß) Publizisten Louis Veuillot mit. Die katholische Presse in Deutschland berichtete über das Schreiben an Veuillot unter der Überschrift "Der alte Dumas bekehrt verstorben". In der Zeitschrift "Das Heilige Land" konnten zeitgenössische Katholiken über Dumas lesen: "Umgeben von seinen Kindern und Enkeln, hat er mit großer Frömmigkeit die heiligen Sterbesakramente empfangen und mit Begeisterung bezeugt, wie glücklich er sich schätze, im Glauben der katholischen Kirche zu sterben. Es ist eine Pflicht für uns, an seinem Grabe zu bemerken, dass in den vielen oft so tadelnswerten Romanen und Theaterstücken, die er mit so wunderbarer Leichtigkeit verfasste, nie eine Gottlosigkeit oder ein Angriff gegen die Religion seiner Feder entschlüpften. Es bestand offenbar im Grunde seines Herzens ein Überrest von Glauben, der durchaus nicht erstickt worden war in allen Verhältnissen seines bewegten Lebens, und der in den letzten Tagen wieder erwacht ist und ihm ein christliches Ende verschafft hat."

Alle Romane von Alexandre Dumas wurden 1863 auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt, obwohl der Gutachter der Indexkongregation, ein Kapuzinermönch, zu dem Schluss kam, dass man dem Autor nichts vorwerfen könne, was "in theologischer Hinsicht der Reinheit der Dogmen widerspricht".

Auf die Frage "Wie lautet Ihre Lieblingsdevise?" nannte Dumas 1868 zwei Losungen: "Die Freiheit" und "Gott hat gegeben, Gott wird geben". Auf die Frage nach seinen "historischen Lieblingshelden" erwähnte er zwei Personen: Jesus Christus und Julius Cäsar. Zu seinen "historischen Lieblingsheldinnen" zählte er Maria Magdalena. Als seine "Lieblingstugend" bezeichnete er die Nächstenliebe.

Der Romanist Ralf Junkerjürgen bemerkt über Dumas: "Die hohe Bedeutung, welche die Liebe für ihn spielte, deutet an, dass er trotz Kritik an Kirche und trotz seiner gar nicht katholischen Sexualmoral dem ersten aller christlichen Grundwerte tief verbunden war."

"Gott hat den Menschen, indem er ihn mit Intelligenz ausstattete und ihm den freien Willen ließ, unbestreitbar mit jener großen und heiligen Mission beauftragt, sich ständig zu verbessern und Licht in die Dunkelheit zu bringen, damit dieser zu dem einzigen Punkt gelangt, an dem die Nationen ein Bewusstsein von ihrer Größe bekommen: zu Freiheit und Aufklärung." (Alexandre Dumas)

Junkerjürgen schreibt über Dumas: "Er war zwar niemals der Kirche verbunden, bewahrte aber stets ein tiefes Gottvertrauen. Gott erschien ihm am deutlichsten in der Natur, genauer gesagt in den Bäumen, die für ihn 'nicht nur ein Palast, sondern auch ein Tempel waren, ein Tempel, in dem der Herr sich mir offenbarte.'"

"Dass Monte-Christo als Erlöserfigur konzipiert wurde, suggeriert nicht nur sein Name. Auch die Tatsache, dass er bei seiner Flucht bzw. seiner symbolischen Wiedergeburt 33 Jahre alt ist, nähert ihn an Jesus Christus an." (R. Junkerjürgen)

Dumas' Roman "Isaak Laquedem" erschien ab Dezember 1852 als Fortsetzungsroman im Journal "Le Constitutionnel", wurde aber schon im Januar 1853 nach heftigen Protesten der katholischen Presse unterbrochen. Man hatte Anstoß an der Darstellung Jesu Christi in dem Roman genommen. Auf evangelischer Seite war man anderer Ansicht: In dem Roman sei Christi "Bild in dem ganzen Glanze der göttlichen Herrlichkeit gemalt, mit dem es von den Evangelisten umgeben ist, deren Berichte von seinem Leben, seinen Taten, seinen Aussprüchen und Reden oft wörtlich wiedergegeben sind", stellte ein Rezensent der "Allgemeinen Kirchenzeitung" in einer ausführlichen Besprechung fest. Es sei "ein Bild vom Heiland entstanden, das zwar von der [...] Darstellung der Evangelisten sehr verschieden ist, das aber doch wohl gefühlvolle Herzen mächtig ansprechen und [...] mit neuem Interesse anziehen kann."

Als er als Abgeordneter kandidierte, beteuerte Dumas in einem Brief an Priester, die Religion stets zu unterstützen, die bei ihm "immer schon an erster Stelle stand".

Alexandre Dumas schrieb über protestantische Missionare: "Diese guten Apostel durchziehen die Länder, eine Bibel in der einen und ein Preisverzeichnis ihrer Waren in der anderen Hand, säen biblische Worte und ernten Dollars. […] Ich weiß es nicht, ob es daher kommt, weil ich im Schoße der katholischen Kirche geboren bin; aber ich muss gestehen, die protestantischen Missionare, denen ich zur Zeit meiner Reise begegnete, kamen mir immer als lebendige Negationen des Evangeliums vor."

Der Spruch "Unus pro omnibus, omnes pro uno" stamme aus Dumas' Roman "Die drei Musketiere", liest man in der Wikipedia. Tatsächlich findet man diese Formel bereits in einer lateinischen Passionspredigt Martin Luthers von 1518. Dort heißt es (in deutscher Übersetzung): "So sollen auch wir alle uns beklagen, einer für alle und alle für einen, entweder jetzt oder künftig."


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)