Zum 250. Geburtstag von Georg Hermes

Die Münsteraner Tageszeitung "Westfälischer Merkur" veröffentlichte am 1. Juni 1831 folgenden Bericht:

Bonn, 27. Mai.
Kaum sind die beiden schmerzhaften Verluste, welche die hiesige Hochschule durch Hasses und Niebuhrs Tod erlitten hat, in dem großen Umkreise des Ruhms dieser Männer kund geworden, und kaum hat die Zeit angefangen, unsern Schmerz darüber zu lindern: als es dem höchsten Lenker aller menschlichen Schicksale gefallen hat, nun auch die hiesige katholisch-theologische Fakultät schwer heimzusuchen, und ihre glänzendste Zierde hinwegzunehmen.
Georg Hermes, der erste Würdenträger der katholischen Theologie, und eins der hellsten Lichter der deutschen Philosophie, der durch seine glänzende akademische Wirksamkeit der Kirche unzählige würdige Priester, der Wissenschaft tüchtige Gelehrte, dem Staate treue Bürger herausgebildet hat, ist am 26. Mai um 11 Uhr vor Mittag dahier in einem Alter von nicht mehr als 56 Jahren durch den Tod hinweggenommen worden. Hätten, nach menschlichem Dafürhalten, übergroße Anstrengungen und grenzenlose Aufopferung für Pflicht und Beruf nicht vor Jahren den Keim des frühen Todes in ihm gepflanzt, so hätte eben jetzt die gelehrte Welt, da er in der Blüthe seines literarischen Wirkens und Schaffens war, noch Größeres und Vollendeteres von ihm erwarten dürfen.
Aber nun die Vorsehung es auch anders gefügt, seine Stimme wird hienieden nicht verstummen, da der Vollendete, wie wenige Lehrer es verstanden, in jugendliche und edle Seelen Keime zu großen Entschließungen hineinzulegen, und er das herrliche Erbe seines subtilen Ingeniums kundigen Schülern hinterlassen hat. Er wird hierdurch seiner Nachwelt sein, was er seiner Mitwelt gewesen ist. Ohne Eitelkeit, gelehrtem Hochmut, voll edlen Hasses gegen jede Affektation und Heuchelei, gegen die halbe wie gegen die ganze Lüge, war er ein echter Mensch und ein wahrer Christ.
Nach denselben würdigen, christlichen Grundsätzen, wonach er gelebt, starb er auch, wiederholt durch die Heilsmittel der katholischen Kirche gestärkt, in frommer Sehnsucht nach dem Tode und nach Versöhnung mit seinem Erlöser, dessen Lehre er so laut und reinigungsvoll verkündete. Er verschied beinahe ohne allen Todeskampf und so sanft, dass die ihn umstehenden Freunde kaum das entscheidende Moment bemerken konnten.

Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)