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Zum Tod von Ruth Klüger

Ruth Klüger schrieb zur Frage, warum sie "mit dem Herrgott so wenig anfangen kann":
"Ich hab erstens kein Talent zur Transzendenz. [...] Zweitens kommt der christlich-jüdische Gott aus einer Gesellschaftsstruktur, die mir wenig behagt, denn der Sprung über Adams Rippe hinweg zu diesem Patriarchen ist mir zu weit, und ich schaffe ihn nicht. Weder zum Mann mit dem Bart noch zu seiner logozentrischen Abstraktion. Ich seh mich im Spiegel und bin nicht sein Ebenbild. Und drittens war ich zu früh in gottverlassenen Räumen."
Vielzitiert ist Klügers Erinnerung an die Vorträge Leo Baecks im KZ Theresienstadt:
"Leo Baeck redete zu uns auf dem Dachboden. Wir saßen zusammengedrängt und hörten den berühmten Berliner Rabbiner. Er erklärte uns, wie man die biblische Geschichte von der Schöpfung der Welt in sieben Tagen nicht verwerfen müsse, weil die moderne Wissenschaft von Millionen Jahren weiß. Relativität der Zeit. [...] Ich war ganz bei der Sache, berührt erstens von der festlichen Stimmung, wie wir eng unter den nackten Balken saßen, und zweitens von diesen so schlicht und eindringlich vorgetragenen Ideen. Er gab uns unser Erbe zurück, die Bibel im Geiste der Aufklärung, man konnte beides haben, den alten Mythos, die neue Wissenschaft. Ich war hingerissen, das Leben würde noch schön werden."

Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)